BIRGITTA KNAUTH SCHMUCK - GALERIE
BIRGITTA KNAUTH    SCHMUCK - GALERIE 

Ulla + Martin Kaufmann

Juni - Juli 2015

 

Kaufmann - Kuben

Er konnte nicht nein sagen. Er bereist die Welt ohne Unterlaß auf ungewöhnlichen Wegen und mit den einfachsten Vorkehrungen, er kennt alles. Nichts und niemandem ist er ausgewichen. Was er dabei erworben hat, ist die Vorliebe der Einfachheit. Manchmal hatte er auch keine Wahl. Der große C.N.. Vor ein paar Jahren nahm er einen auf so gekonnte Art geschmiedeten goldenen Armreifen der Kaufmanns bei Birgitta Knauth in die Hand, zog ihn auseinander, ließ ihn wieder zusammenschnurren, lächelte – und kaufte ihn umstandslos. Diese Ästhetik hatte ihm gefallen.

Birgitta Knauth zeigt jetzt eine andere Seite der Kaufmanns, ihre Kuben. Sie sind nicht mehr so schlicht und einfach, wie die Armreifen, sie sind komplex, sie sind unterschiedlich, und dennoch meinen sie dasselbe. Keiner gleicht dem anderen, sie wollen Würfel sein, sind es aber nicht. Es ist immer ein Schräge, die da in die Quere kommt, eine Fläche, die hochsteht, wo sie doch abknicken müßte. Überhaupt: Schräge und Kubus, das widerspricht sich.

Wenn man sich also diese Gegenstände anschaut, dann ist es klar, daß sie Behälter sind, der Begriff ist nur Bescheidenheit. Das ist ihr Zweck. Präziose Behälter für präziose kleine Dinge. Und bei ihnen kann eine ausgefeilte technische Lösung nicht ausbleiben. Wieso Technik? Nun, zum Aufbewahren gehört die Schublade, das Herausziehen, dann schaut man Hinein und findet. Nicht hier.  Bis auf eine Ausnahme  dreht man zwei Flächen über ein äußerst einfaches Drehscharnier, und öffnet den Körper. Welchen der drei Kuben Sie auch nehmen, dabei bleibt es nicht. Denn kaum sind die Flächen voneinander gelöst, finden sie eine neue, essentielle Funktion: sie werden zur Bühne, zur Kulisse. Das ist es, was diese Formen von allen anderen unterscheidet: die Seitenwände ändern ihren Charakter, sie verkehrten sich in ihr Gegenteil. Was eben verschlossen aufbewahrte, wird jetzt zur Bühne. Das Präziose braucht nur das und nichts weniger: Verbergen und offene Präsentation.

Der vierte Kubus ist eine Fingerübung. Er verschließt nicht, er ist eingetieft, so, daß man auch von außen, von vorne, von der Seite erkennen kann, was die Technik ist. Auf seinem Grund eine kleine Fläche. Was dort liegen könnte, ist klein und auf dem läge höchste Aufmerksamkeit. Hineinschauen, auf den Grund schauen – wer kennt nicht die Poesie dieses Blicks? Was für eine schöne Variante der Bühne!

Kaufmanns haben gespielt. Und ihr Resultat ist extrem. In vier Variationen haben sie durchgespielt, daß etwas dies oder sein Gegenteil ist.  Etwas Drittes gibt es nicht. Das würde dem großen Schriftsteller vermutlich wieder gefallen. Aber er ist gerade verreist.

Joachim Blüher

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                             

 

 

 

 

 

 

 

Foto H.P. Hoffmann